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Perfektionismus überwinden

12. November 2022

Perfektionismus ist ein zweischneidiges Schwert – auf der einen Seite, ist es bestimmt etwas sehr Positives, ein besonders gutes Ergebnis abgeben zu wollen. Wenn dies jedoch zu zwanghaftem Verhalten und Kontrolltick führt, steigt sowohl bei den Betroffenen als auch bei der Umgebung oft der Leidensdruck. Daher ist Perfektionismus auch im Coaching oft ein Thema.

In dieser Folge beschäftige ich mich mit

???????? den Anzeichen und Auswirkungen von Perfektionismus

???????? den Ursachen von Perfektionismus

???????? wie man Perfektionismus überwinden oder mildern kann

???????? wie Coaching helfen kann (Arbeit an Glaubenssätzen)

Wenn Perfektionismus zu wirklich nicht mehr kontrollierbarem und zwanghaftem Verhalten führt, gehört es nicht mehr in die Hände eines Coaches, sondern eines erfahrenen Psychotherapeuten!

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Links & Kontakt:

Buch: Das Kind in dir muss Heimat finden (Affiliate-Link)

Buch: Wer A sagt muss noch lange nicht B sagen (Affiliate-Link)

Ich freue mich über Anmerkungen und Themenwünsche in den Kommentarfunktionen. Natürlich sind auch – hoffentlich positive – Bewertungen toll ☺️

Hier die Transkription des Podcasts:

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Klarsicht, dem Podcast rund um Coaching von und mit mir, Björn Bobach. Ich freue mich sehr, dass ihr dabei seid. Und heute geht es um das wichtige Thema Perfektionismus überwinden. Und ich gehe davon aus, dass ihr als meine Zuhörer jetzt 1/2 Reaktionen habe, nämlich Ja, interessiert mich unbedingt. Ich habe das. Ich würde gerne meinen Perfektionismus überwinden. Oder ich kenne jemanden, der perfektionistisch veranlagt ist und das stört mich ungemein. Oder ihr sagt Warum eigentlich? Perfektionismus ist doch eigentlich nichts Schlimmes, oder? Und es ist tatsächlich eine zweischneidige Sache. Und ich spreche da auch ein bisschen aus eigener Erfahrung, denn auch ich war mal so ein bisschen perfektionistisch unterwegs und das hat mir auch ein paar Probleme bereitet. Und da komme ich dann auch später noch mal drauf zu sprechen. Also zweischneidige Sache, denn grundsätzlich ist es ja überhaupt keine negative Eigenschaft, wenn man eine Sache besonders gut machen möchte, also eine Arbeit besonders gut machen möchte, egal ob jetzt privat oder beruflich. Also ein Projekt zum Beispiel besonders gut abschließen möchte, besonders erfolgreich.

Oder ob man vielleicht eine Wohnung besonders schön einrichten möchte. Perfektionismus kann einem überall begegnen und es ist grundsätzlich ja nichts Verwerfliches, etwas besonders gut machen zu wollen. Aber Perfektionismus ist ja eigentlich der Zustand, dass man nur ein perfektes Ergebnis akzeptiert. Also dass man nicht aufhört, bevor es nicht den eigenen Maßstäben entsprechend zumindest perfekt ist. Oder auch den Blick von außen, von anderen gegenüber sich als perfekt darstellt. Ob das überhaupt möglich ist? Da komme ich dann gleich zu. Ganz häufig ist auch Perfektionismus gepaart mit einem totalen Kontrolle. Also jemand möchte dann, wenn er eine Arbeit nicht selber macht, auch sicherstellen, dass die seinen perfekten Ansprüchen entsprechend erledigt ist. Also wenn er eine Aufgabe delegiert, endet das dann darin, dass er die trotzdem immer wieder kontrolliert und mit dem Ergebnis eigentlich auch nie zufrieden ist, bis er nicht selber dann auch noch Hand angelegt hat. Das kommt euch bestimmt bekannt vor, denn Perfektionisten gibt es viele. Und was sind die Konsequenzen daraus? Wie zuletzt angesprochen Der Controller führt natürlich dazu, dass Delegieren oft auch unmöglich wird, also dass man gar nichts mehr abgeben kann, weil man denkt, wenn ich es nicht selber mache, wird es ja sowieso nicht so, wie ich es für richtig halte oder wie es sein muss.

Und dann gibt es ja noch dieses schöne Pareto Prinzip, also dass man 80 % eines Ergebnisses in 20 % der Zeit schafft und dann umgedreht für die restlichen 20 % 80 % der Zeit benötigt. Das bedeutet also, wenn man etwas perfekt machen will, braucht man für die letzten 20 % 80 % der Zeit 20 40 60 80, also vier mal mehr als man für die ersten 80 % gebraucht hat. Und das ist natürlich äußerst zeitraubend. Und das führt dann in Kombination damit, dass man nichts delegieren kann, vor allem zu einer miserablen Work Life Balance. Wenn das jetzt aufs Berufliche bezogen ist, weil man es alles selber macht, weil man unendlich lange arbeitet und im Prinzip für die schönen Dinge des Lebens, also für die private Seite des Lebens, dann überhaupt keine Zeit mehr bleibt. Alles muss selber gemacht werden und alles ist auch nie fertig und man kommt dann in einen regelrechten Sog von Unzufriedenheit und arbeitet und arbeitet dann. Arbeiteten kommt eigentlich fast nie an, weil diese 100 % fast nie erreicht werden können. Das alleine führt schon zu schwierigen sozialen Bedingungen. Die sind oft einseitig.

Also, dass es so ist, dass die die andere Seite, die nicht perfektionistische Seite, sehr darunter leidet. Weil natürlich jemand, der einen so hohen Anspruch an sich selbst und auch an das Umfeld hat, nicht häufig eher unumgänglich ist. Das wird schon eher so sein, dass das schwierige Menschen sind, wenn man selbst der Perfektionist ist. Es setzt einen das unglaublich unter Stress, weil man muss alles organisieren, ob man jetzt gemeinsame Reisen plant oder Abende, weil man immer das Gefühl hat, man muss es selber organisieren. Man dieser Kontrolle, dieser Kontrollzwang geht so weit, dass man alles an sich reißt, nur damit es am Ende perfekt ist. Und das ist eigentlich für Außenstehende nur dann zu ertragen, wenn man so ein Typ ist, der Sohn Selbstwert Thema hat. Also so ein Thema damit, dass der Selbstwert nicht besonders gut ausgeprägt ist, dass man froh ist, wenn einem alles abgenommen wird. Aber das sind ja Gott sei Dank nicht so viele nur für dieses Erträgliche im Endeffekt. Also es birgt ein ganz großes Konfliktpotenzial.

Jetzt habe ich sehr viel darüber gesprochen, was Perfektionismus eigentlich ist und was er bei einem selbst und in der Umgebung auslöst. Es wäre es an der Zeit, dass wir mal da hinschauen, was die Ursachen von Perfektionismus ist und wie man dann ins Tun kommen kann, um Perfektionismus zu mildern oder sogar vielleicht komplett auszumerzen. Die Ursachen von Perfektionismus sind fast immer in starken Glaubenssätzen aus der Kindheit verortet, also Dinge, die wir als Kind als absolute Wahrheit eingetrichtert bekommen haben, die uns dann im Erwachsenenleben noch steuern. Und das sind dann so Sachen wie Du musst perfekt sein. Natürlich, bei Perfektionismus bietet sich dieser Glaubenssatz ja auch an und ihr kennt das vielleicht auch noch aus eurer Jugend, dass ihr in der Schule jemanden hattet, in der Klasse, der in Tränen ausgebrochen ist, wenn er keine glatte Eins hatte, sondern eine Eins minus, was einem dann vielleicht selber völlig unverständlich war. Aber das ist genauso eine Situation, wo ein Glaubenssatz da schon am Werk ist und losgelöst von Du musst perfekt sein. Gibt es auch Glaubenssätze wie Du darfst keine Fehler machen oder Du musst besser sein als alle anderen.

Und das löst dann aus, dass man Angst hat vor einem nicht perfekten Fremdbild oder auch Angst vor den Konsequenzen, wenn man Fehler macht, dass da die Welt zusammenbricht. Völlig irrationale Geschichten, aber die sind so stark, weil sie halt in der Kindheit entstanden sind, dass die uns dann als Erwachsene dann auch noch entsprechend steuern. Viele mögen das nicht, wenn man über diese Themen spricht. Inneres Kind Muster aus der Kindheit, weil sie dann denken, man gibt gleich den Eltern die Schuld. Darum geht es aber eigentlich überhaupt nicht. Und wenn man sich dem Thema nähern will, empfehle ich immer wieder gerne habe ich auch an dieser Stelle ja schon getan. Das Buch Das Kind in ihr muss Heimat finden von Stefanie Stahl. Beziehungsweise auch ein gutes Buch ist. Wer A sagt, muss nicht unbedingt B sagen. Da geht es dann mehr um Schema Coaching, aber das hilft einem, ein wenig näher an diese Thematik zu kommen. Und was kann man dann tun? Was kann man selber machen, um seinen Perfektionismus unter Kontrolle zu kriegen bzw abzumildern?

Das ist, wenn es noch kein zwanghaftes Verhalten ist, definitiv ein Thema für Coaching. Also da kann ein Coach helfen und was man dann tut in einem Coaching, ist tatsächlich an diesen Glaubenssätzen zu arbeiten. Das muss man auch, weil wenn man das ganze Thema nur oberflächlich behandelt, dann ist es quasi garantiert, dass das Thema mit voller Wucht wieder zurückkommt, weil diese Glaubenssätze so stark in uns verankert sind, weil sie so früh entstanden sind und so eingebrannt sind, dass sie uns einholen, wenn wir uns nicht mit den Ursachen da auseinandersetzen. Das ist aber ganz verrückt, weil wenn man das dann mal getan hat, ist es wirklich fast von jetzt auf gleich deutlich reduzierter. Wenn man schon selber ein bisschen arbeiten möchte, hilft auch eine klare Rationalisierung der Thematik, nämlich sich, dass man sich wirklich mal fragt was gewinne ich eigentlich, wenn ich nicht mehr kontrolliere, wie viel Zeit gewinne ich, wenn ich es nicht perfekt machen möchte? Sich auch mal fragen Habe ich es überhaupt jemals geschafft, perfekt zu sein? Und ist danach die Welt untergegangen?

Ist danach irgendetwas Schlimmes passiert? Und ist es wirklich so schlimm, was passieren würde, wenn es nicht perfekt ist? Diese Rationalisierung ist eine ganz große Hilfe um sich dieses Gefühl, dass man perfekt sein muss, schon mal ein wenig unter Kontrolle zu kriegen. Also dass man das ein bisschen abmildert, dieses Gefühl. Und ein Gedanke, den ich ganz hilfreich finde, ist immer der Satz Perfekt ist der Feind von gut. Denn wenn man versucht, etwas perfekt zu machen, blockiert man unter Umständen ein gutes Ergebnis, wenn man so darauf fokussiert ist, keine Fehler zu machen, ein Ziel zu erreichen, das gar nicht erreichbar ist, dass man völlig verpasst, wann etwas gut ist und zum Beispiel wenn bei einer Deadline zu spät ist und nicht abgibt, weil man so auf dieses perfekte Ergebnis ausgerichtet ist, dass man völlig vergisst, dass man ein wirklich gutes Ergebnis abliefern soll. Und daraus entstehen dann noch viel schlimmere Konsequenzen. Ich hoffe, die Folge hat euch etwas gebracht und ihr konntet vielleicht etwas über euch selbst lernen oder auch über die Motive eines anderen, warum er vielleicht immer perfektionistisch sein will.

Ich freue mich über Kommentare und natürlich auch Fragen gerne in der Kommentarfunktion oder ihr könnt mich direkt über meine Website kontaktieren. Ich sage Bis zum nächsten Mal bleibt mir treu und bis bald.

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