Portrait Björn Bobach

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Coach&Coach: Blinder Aktionismus

10. Juni 2022

Bei vielen Menschen genügt eine einzelne kleine Nachricht, um eine wahre Kaskade an Aktionen auszulösen – oft ohne vorher darüber nachzudenken. Diese – eigentlich gut gemeinte – Reaktion verdient dann oft die Bezeichnung des blinden Aktionismus. Kopflos verrennt man sich in vielen Taten, ohne einen kühlen Kopf zu bewahren und wirklich strategisch vorzugehen.
In dieser Folge von Coach&Coach erforschen Jan Gustav Franke und ich, was blinden Aktionismus auslöst und wie man sich selbst dabei ertappen kann. Außerdem zeigen wir Wege auf, seinen eigenen Aktionismus im Zaun zu halten.

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Hier die Transkription des Podcast:

Jan
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach und Coach. Und ich freue mich heute über das Thema Aktionismus oder blinden Aktionismus zu sprechen. Und das tue ich wie immer mit Björn. Hallo!

Björn
Hallo!

Jan
So, wir haben uns heute das Thema blinden Aktionismus vorgenommen bzw Aktionismus im Allgemeinen. Und tatsächlich ist der Aktionismus oftmals etwas abwertend formuliert oder wird so verstanden und das kann man dann verstehen als in einer Art übertriebenen Betätigung drang. Oder eben diese. Dieses geflügelte wort. Blinder Aktionismus. Was verbindest du damit?

Björn
Also ganz grundsätzlich. Ich glaube, es ist einfacher, das an einem praktischen Beispiel mal so zu erklären, was ich darunter verstehe. Dann kann es, glaube ich, auch jeder gut nachempfinden oder nachvollziehen. Ich verstehe unter blindem Aktionismus oder Aktionismus grundsätzlich jemand bekommt irgendeine Form von Input, Information oder Inhalt, eine Konfrontation mit einem anderen Menschen und. Verfällt in einen Aktivität drang oder gibt einem Aktivität Drang nach. Um dem entgegenzuwirken, was er da gerade an Informationen bekommen hat, also sagen wir mal Geschäftsführer von einem Unternehmen sieht die letzten Monats Zahlen, die sind -1 1 % runtergegangen. Der Umsatz ist ganz leicht gesunken und dann wird er ganz panisch und fängt an wie wild seinen seine Vertriebler zu scheuchen. Und damit das ja aufgefangen wird, ohne kurz darüber zu reflektieren was hat dazu geführt? Gibt es vielleicht Gründe, die ich gar nicht beeinflussen kann und und und sondern der verfällt sofort in einen, in einen Aktionismus, einen Aktivität drang, dem er nicht, dem er nachgeben muss, dem er nicht standhalten kann. Diesem Drang, um dagegen zu wirken.

Björn
Das verstehe ich darunter.

Jan
Das heißt also im Grunde genommen ein Handeln, was relativ schnell kommt als Reaktion auf eine Information bzw eine Veränderung, ein Impuls, der da ist, dass man sagt, daraus ergibt sich jetzt quasi sofort eine Folge, Handlungen, die man dann ausführen muss. Das ist ja erst mal ganz gut, wenn man in Bewegung kommt, könnte man denken, oder?

Björn
Ja, grundsätzlich ist das ja super, dass man jetzt reagiert und nicht stur sein Ding macht. Das ist ja erst mal gut. Ich glaube auch da, wir haben das ja ganz oft mit der, mit der goldenen Mitte und der Ausgeglichenheit bei allem. Ich glaube, da ist das Entscheidende, dass die Reflexion nicht stattfindet, sondern dass sofort völlig Impuls gesteuert wird. Nach meinem dafürhalten ein ausweich verhalten einsetzt. Also anstatt sich mit dem Kern wirklich auseinanderzusetzen und dem wirklichen Inhalt der Nachricht, die das auslöst, auseinanderzusetzen, wird sofort gegengesteuert. Und das ist dann eigentlich ein Vermeidungsverhalten, weil ich mich mit dieser Realität. Nicht richtig auseinandersetzen, sondern weil ich das Beispiel, das ich gerade gesagt habe, ist ganz typisch. Also Umsatzzahlen gehen runter, der Vertrieb wird kirre gemacht ohne Ende und man macht sich gar keine Gedanken darüber, was das vielleicht für den Vertrieb bedeutet, dass das für die einzelnen Mitarbeiter im Vertrieb vielleicht die Hölle ist und unglaublich anstrengend ist. Wenn das jedes Mal zum Monatsanfang und am Ende, je nachdem, wie die Zahlen da berechnet werden, geschieht.

Björn
Und der, der in diesen Aktionismus verfällt, übersieht vielleicht ganz viele wesentliche Informationen, also dadurch, dass man sofort aus einem Impuls heraus reagiert, weil man reagieren muss, also muss im Sinne von Zwang, nicht im Sinne von tatsächlich müssen. Kann man sehr viel an Informationen vielleicht gar nicht einbauen, was eine ganz andere und viel Vernunft gesteuerte Reaktion eigentlich auslösen würde.

Jan
Das heißt, es ist ein Du, das beschrieben als Vermeidungsverhalten oder man könnte es auch teilweise als Übersprungshandlungen verstehen. Wenn man also feststellt, es ist ein anderer, eine andere Situation oder eine unerwartete Situation und auf die muss man jetzt halt irgendwie reagieren, weil man muss ja etwas tun, man kann ja nicht einfach nichts tun. Und es gibt ja aus dem Heimwerker oder Heimwerker oder Handwerker Bereich diese wunderschöne Formulierung Erst grübeln, dann dübeln. Und die hat damit natürlich zu tun. Also wenn man feststellt, irgendwie ja, das Bild muss jetzt an die Wand oder wie auch immer oder der Spiegel und man fängt sofort an zu bohren, ohne sich Gedanken zu machen. Dann hängt der Spiegel vielleicht danach nicht genau in der Mitte der Wand bzw da wo er hinsoll oder vielleicht sogar schief. Und das kann halt eben dabei herauskommen, wenn man im Aktionismus oder blinden Aktionismus unterwegs ist. Das heißt, manchmal lohnt es sich tatsächlich, innezuhalten und erst einmal die Situation zu analysieren und sich einen Plan zu machen, bevor man losläuft. Und das ist ja, glaube ich, auch der wesentliche Kern in diesem Zusammenhang ist zumindest mein Verständnis davon.

Björn
Ja, es ist ja auch ganz spannend, weil du sagst, man muss ja irgendwas tun, es kann ja nicht sein, dass man nichts tut. Also eine innere Auseinandersetzung wird gar nicht als adäquate Reaktion empfunden in dem Moment. Das ist vielleicht auch so ein bisschen der Zwang, dass man etwas, das man auf eine Art und Weise reagieren muss, die auch sichtbar ist von außen. Das ist ein großes Thema bei vielen wie relativ frischen Führungspersönlichkeiten. Sagen wir es mal so, die den Eindruck haben, sie müssen sich beweisen und dann kommt irgendeine Information, dann wollen sie direkt zeigen, dass sie Führungsqualität haben und dass sie direkt entsprechend agieren. Und dabei kommt das Nachdenken dann manchmal ein bisschen kurz.

Jan
Und das ist natürlich auch immer eine Frage der Kommunikation. Also was ist jetzt auch sichtbar? Wenn wir jetzt mal dieses Beispiel nehmen, dann ist natürlich, wenn eine Handlung sofort eingeleitet wird, das auf jeden Fall sichtbar. Es kann aber natürlich auch das Innehalten sichtbar werden bzw das Analyse Analysieren sichtbar werden, indem man es kommuniziert, indem man sagt, der Sachverhalt hat sich geändert. Das, wovon wir ausgegangen sind, ist jetzt nicht mehr Realität. Und jetzt wollen wir das erst mal neu bewerten und werden dann zeitnah die relevanten oder richtigen Schritte einleiten. Damit kann man natürlich auch transportieren und kommunizieren, dass hier eine Situation erst mal neu bewertet wird, bevor man weiter aktiv wird.

Björn
Ich glaube, wir müssen auch abgrenzen zu einem, zu einer anderen Form von ständiger oder stetiger Aktivität. Das beobachtet man vielleicht auch öfter mal im eigenen Umfeld. Das, dass es Menschen gibt, die nicht stillsitzen können, auch im Privaten nicht, die sich ganz schwer damit tun, zum Beispiel wenn Besuch da ist, sich auf den Besuch zu konzentrieren, sondern die dann anfangen, die Wohnung zu renovieren. Ich übertreibe. Aber das gibt es. Also die dann aus heiterem Himmel anfangen müssen, dann doch noch mal feucht durch zu wischen oder irgendwie so was. Das hat nichts mit Aktionismus in dem Sinn, in dem wir es sprechen zu tun, weil das ist wirklich eher ein klassisches Vermeidungsverhalten von in dem Fall sozialer Interaktion. Das meinen wir ja nicht. Wir meinen tatsächlich ja die Reaktion auf etwas, ohne vorher, wie du sagst, zu grübeln, bevor das Grübeln kommt.

Jan
Ja, genau. Also es kann aus einem. Es kann ganz verschiedene Ursachen haben. Die eine Ursache kann sein, dass man denkt, es wird von einem erwartet, dass man jetzt handelt und deshalb tut man es. Das andere kann aber auch sein, dass man gegebenenfalls einfach nicht weiß, was man ansonsten tun soll, dass man gar nicht weiß, wie man darauf reagieren soll und deshalb einfach schon mal startet, damit man überhaupt etwas tut. Also vor dem inneren Kritiker sozusagen aktiv zu werden. Und dann gibt es ja noch den anderen Punkt, dass man eventuell auch etwas überkompensieren möchte, zum Beispiel eben das Nichtstun und dass man vielleicht eher tatsächlich dazu neigt, eigentlich phlegmatisch zu sein und das auf gar keinen Fall zulassen möchte und deshalb eher etwas in den Aktionismus verfällt. Das wäre quasi die Überkompensation dieses Themas.

Björn
Es gibt noch einen weiteren Punkt, glaube ich. Da sind auch unsere, unser beide geliebten Punkte. Glaubenssätze und Werte spielen da auch wieder rein. Also jemand, der zum Beispiel mal eine Erfahrung gemacht hat in seinem Umfeld, dass jemand Schiffbruch erlitten hat geschäftlicher Art oder auch anders, vielleicht aus dieser Reaktion, diese Angst davor, dass einem das auch widerfährt, sofort bei bestimmten Signalen blind nach vorne prescht, um eben nicht, wie es vorher beobachtet wurde, mal still zu stehen und vermeintlich ins Unglück zu laufen. Das spielt da auch wieder sehr viel rein. Was habe ich erlebt, was habe ich für Erfahrungswerte, was habe ich für Glaubenssätze? Das ist auch ein großer Faktor.

Jan
Tja, wenn wir uns das jetzt anschauen und sehen, dass das entsprechende Ja Reaktions Schemata sind, mit dem man da unterschiedliche Gründe, die dazu führen können, zu diesem Aktionismus, wie kann man dem jetzt begegnen? Der Aktionismus, der kann einem ja begegnen, entweder bei sich selbst oder auch bei anderen. Was wäre da dein Ansatz? Bei Menschen, die zu Aktionismus neigen, hatten wir es mal damit, was man tun kann, wenn man selbst dazu neigt und das bei sich feststellt.

Björn
Das ist ja erst mal der wichtigste Schritt, ist festzustellen. Also ich glaube, dass vielen das gar noch gar nicht bewusst ist, dass sie vielleicht zu blindem Aktionismus neigen. Also das ist erst mal der erste Schritt und ich glaube, das kann sehr viel darüber gelingen, dass man ein offenes Ohr für Kritik hat, dass man ein offenes Ohr für Feedback aus dem direkten Umfeld hat und das auch einlädt. Und wenn dann so was kommt, wie dass man vielleicht zu Aktionismus neigt, dass man zu schnell reagiert. Oder aber auch, wenn man beobachtet, dass man vielleicht immer wieder das Gleiche erlebt, nämlich dass man reagiert auf eine Art und Weise, die sich im Nachgang als völlig überzogen herausgestellt hat. Dann könnte man darüber nachdenken, ob man mit mit einem vielleicht etwas starken Aktionismus belegt ist. Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass man es schafft, diese Kette zu unterbrechen, dass man diesem Impuls nicht nachgibt. Und das geschieht nicht von jetzt auf gleich, weil diese Impulse haben ja ihre Gründe, wie wir jetzt ja schon lange angeführt haben und viele verschiedene Faktoren auch schon beleuchtet haben.

Björn
Solche Reaktionen und Muster, die da ablaufen, brauchen Zeit, um entkräftet zu werden. Da ist viel Reflexion gefragt. Auch Arbeit mit einem Coach kann da sehr gut helfen. Und zum Beispiel Was mir jetzt als praktisches Mittel einfällt, sind dann die Stopp Anker, die man setzen kann. Da haben wir ja noch nicht drüber gesprochen, hier bei Coach und Coach. Aber das ist ein Mittel, wo man Reaktionen abmildern kann und Impulse abfangen kann, die einem im Endeffekt nicht gut tun.

Jan
Ja, das ist quasi ein tatsächliches Tool, was man dafür nutzen kann. Und ansonsten ist tatsächlich dieser Punkt, der jetzt kommt, wieder mit dem Thema Achtsamkeit natürlich hier auch relevant. Das heißt, du hast gerade gesagt, der erste wichtige Schritt ist, dass man es überhaupt erst einmal feststellt und bei sich selbst beobachtet und dass man da auch einfach sein eigenes Verhalten etwas hinterfragt und vielleicht mal den Fokus darauf legt, wenn man feststellt, man neigt dazu, in welchen Situationen ist das der Fall? Ist das generell so? Ist das in privaten Situationen so? Ist das in beruflichen Situation so, dass man es erst mal beobachtet und wenn man es beobachtet und dann auch tatsächlich identifiziert als einen solchen Aktionismus oder Drang zum Aktionismus, den man da hat, dass man dann ganz bewusst auch mal sagt, so, jetzt nicht, ohne dass ich da jetzt ein Anker setzen muss oder so was, sondern dass ich einfach mal sage, wenn ich sie nicht den Drang habe, fühle ich da mal rein. Was ist denn das, was mich da gerade antreibt?

Jan
Woher kommt das? Warum denke ich, ich muss das jetzt tun? Ist das tatsächlich der überlegte, richtige Schritt, den ich jetzt auch eigentlich gehen möchte? Denn das ist ja auch so ein Thema beim Aktionismus, dass ich vielleicht vordergründig der Meinung bin, dieses oder jenes müsste jetzt schnell getan werden. Aber wenn ich dann in Ruhe darüber nachdenke, komme ich oftmals zu ganz anderen Schlüssen. Und sich da tatsächlich mal diese Zeit zu nehmen, kann helfen. Ein Beispiel in dem Zusammenhang auch sind vielleicht auch Dinge, die einen emotional aufwühlen. Oftmals ist es ja auch beim Aktionismus so, dass es nicht darum geht, dass es Dinge sind, die einem egal sind, sondern Dinge, die einen vielleicht auch persönlich berühren und. Ich nehme jetzt mal ein Beispiel Eine geschäftliche Email kommt rein kurz vor Feierabend und direkt einen fürchterlich auf und man denkt so, das lasse ich mir jetzt hier auf gar keinen Fall bieten. Und da gebe ich jetzt mal meine Meinung dazu ab. Man formuliert etwas und schickt das raus. Eigentlich noch emotional aufgewühlt, aufgebracht.

Jan
Dann ist das. Könnte man mit Aktionismus in Verbindung bringen. Dass man das jetzt so tut und was dabei auch helfen kann, ist tatsächlich, sich anzugewöhnen, in solchen Situationen zu sagen Ich nehme das jetzt erst mal zur Kenntnis, dass das hier so bei mir ankommt. Ich formuliere vielleicht auch irgendetwas, was mir in der Situation gerade in den Sinn kommt, weil ich das auch mal loswerden möchte. Auch das kann ja helfen, mal etwas auszuformulieren. Dann schicke ich es aber ganz bewusst nicht ab, sondern ich lasse es einfach liegen und schau am nächsten Tag. Oder ich lasse es einen halben Tag liegen und schaue später noch mal drauf, dass ich also die Gelegenheit habe, mich auch noch mal etwas zu distanzieren von diesen Gedanken, von den Emotionen, die das gerade aufgewühlt hat oder aufgebracht hat und dann tatsächlich noch mal überlegt darüber nachdenken kann. Ist das jetzt richtige Schritt oder ist das nicht der richtige Schritt?

Björn
Ist das etwas, was du selber auch so praktizierst?

Jan
Ja, tatsächlich ist das der Fall. Also ich finde, dass es, dass es generell sinnvoll sein kann, auch das geschriebene Wort, wenn man das jetzt nach außen kommuniziert, noch mal liegen zu lassen. Denn auch da ist es ja so Man ist vielleicht auch über den Tagesverlauf unterschiedlich konzentriert für unterschiedliche Dinge. Generell können wir ja nicht den ganzen Tag das gleiche Konzentrations Niveau aufrechterhalten. Und das heißt wenn man jetzt eine wichtige Email hat oder so was einer wichtigen wichtige Schriftstück gegen am Ende des Arbeitstages dann und es ist jetzt kein Zeitdruck da, dann halte ich das für durchaus sinnvoll, das mal liegen zu lassen und am nächsten Tag noch mal anzuschauen. Das mache ich auch. In der Regel findet man auch noch mal was, was man anpassen würde. Insofern ist das eigentlich eine ganz wertvolle Geschichte und es bietet quasi nicht nur die Möglichkeit der Qualitätssteigerung in dem Sinne, als dass man am nächsten Tag vielleicht es noch anders formuliert, sodass man tatsächlich zum Ziel kommt. Denn ich sage mal, eine impulsive Antwort kann auch oftmals eine sein, die dann wiederum genau das beim Gegenüber auslöst, sondern es bringt einem auch oder bietet einem auch die Möglichkeit, am nächsten Tag oder zu einem späteren Zeitpunkt noch mal nachzuvollziehen.

Jan
Oh, das hat mich aber ganz schön getriggert. Was war denn da los bei mir? Warum habe ich mich darüber überhaupt so aufgeregt? Fühlt sich das jetzt heute noch genauso an oder nicht? Und man kann der Sache auch noch mal auf den Grund gehen. Denn prinzipiell ist es ja auch eine schöne Sache, wenn man versteht, warum man reagiert, wie man reagiert. Man kann ja durchaus auch Spaß daran haben, impulsiv zu sein, temperamentvoll. Da kann man Spaß dran haben. Aber es ist natürlich ganz gut, wenn man einigermaßen versteht, was da gerade abgeht und sagt Okay, auf den Zug möchte ich mich jetzt draufsetzen. Und nicht, dass der Zug sozusagen so mit einem losfährt, obwohl man das eigentlich gar nicht möchte.

Björn
Ja, ich mache das auch tatsächlich mit wichtigen Emails und gerade mit Dingen, über die ich mich geärgert habe. Nicht nur, wenn die abends kommen, sondern ich schickt dir Antworte da in der Regel wirklich frühestens 24 Stunden später, weil bei mir ist es persönlich so und ich glaube, das wird den meisten so gehen, wenn ich dann in dem ersten Affekt etwas runter schreibe. Davon kann ich eigentlich 50 % nach 24 schon wieder löschen.

Jan
Richtig.

Björn
Also, und das ist es, das ist unheimlich heilsam und das ist eine schöne Übung. Auch so wie du es gerade beschrieben hast, finde ich, um mit eigenem impulsiven Verhalten umzugehen und dem Herr zu werden. Es stellt sich natürlich aber auch die Frage, was ist denn, wenn man jemanden in seinem Umfeld hat, der aktionistisch ist, der zu blindem Aktionismus neigt? Ist es eine gute Idee, dann zu sagen Hör mal, sei mal nicht so Aktionismus getrieben?

Jan
Ja, also grundsätzlich stellt man fest, dass diese supertollen Sprüche wie Jetzt reg dich doch nicht so auf oder Bleibt man ruhig oder Lass dir doch helfen oder warum das jetzt so in der Regel genau zum Gegenteil führen. Insofern wäre das vielleicht nicht so angebracht. Aber was natürlich an der Kommunikation sind, wie man damit umgehen kann, ist, dass man Verständnis dafür äußert, dass das Gegenüber jetzt genau diesen Impuls verspürt und sagt Ich verstehe, das ist eine neue Information, die ärgert dich oder will dich auf oder Na, da hast du jetzt irgendwie das Bedürfnis, etwas zu tun. Aber es könnte auch sinnvoll sein, das noch mal in Ruhe zu betrachten, sodass wir uns erst mal ein Bild über die Lage machen und dann dann entscheiden, dass man also versucht, darauf auch ein Stück weit einzuwirken. Das ist natürlich immer auch die Frage, in was für einer Art von System oder Beziehung ist man unterwegs? Das kann man beruhigend wirken, beispielsweise auf einen Partner. In einer Beziehung kann man vielleicht anders als gegenüber einem oder einer Vorgesetzten.

Jan
Da gibt es aber vielleicht auch diese Möglichkeit, das entsprechend zu tun. Wichtig ist, glaube ich, dass man hier an dieser Stelle auch eine Botschaft, eine konstruktive Botschaft formuliert und auch begründet, warum man jetzt dazu kommt, dass das gegebenenfalls ein guter Vorschlag sein könnte. Man sollte es nicht abtun. Das ist, glaube ich, führt genau zum zum Gegenteil. Genau diese Punkte jetzt gibt es doch nicht so auf, oder? Das ist doch jetzt so übertrieben, oder wie auch immer, oder? Erst mal führt wahrscheinlich genau zum Gegenteil. Das stachelt da eher noch mit an! Aber dafür zu werben, innezuhalten, noch mal nachzudenken, das sind eigentlich aus meiner Sicht die Mittel der Wahl. Oder auch ganz drastisch tatsächlich mal die Konsequenzen vor Augen führen, zu denen das führen kann, wenn man jetzt genau diese Schritte angeht. Und teilweise ahnt man ja schon, auf was für ein Land man da zusteuern könnte.

Björn
Ja, finde ich gut. Finde ich. Alles gut, was du gesagt hast. Ich möchte noch einwerfen, ich glaube auch da sind diese 24 Stunden, so wie bei den eigenen Reaktionen auch sehr, sehr entscheidend. Ich glaube, in dem Moment selber bringt es nicht viel. Also wenn jemand in so einem Fall in so einen Sog rein gerät und machen muss und tun muss, um da irgendwelche Ängste oder Sorgen zu befriedigen oder diesen Drang zu haben. Ich muss jetzt auch beweisen, dass ich reagieren kann. Also ich glaube in dem Moment bringt es nichts, weil dann ist der Mensch auf einem auf einer totalen Schiene und wird da auch nicht so schnell von locker lassen, also wird da nicht so schnell abweichen. Ich glaube, man muss auch hier vielleicht einen guten Zeitpunkt erwischen, also vielleicht am nächsten Tag da anbieten. Herr Mal, ich würde gerne noch mal über diese Situation gestern sprechen und über die Reaktion auf diese Mail. Gerne mal mit dir reden. Mir ist der was aufgefallen und auch fragen, ob jemand dazu überhaupt bereit ist.

Björn
Ist es okay, wenn ich dir da ein Feedback zu gebe? Ist ja auch nicht jemand und es ist der richtige Zeitpunkt und und und. Ich glaube in dem Moment, wo man so impulsiv ist, kann man alles gebrauchen, nur nicht, dass jemand sich einem in den Weg stellen sagt Nee, nee, nee, so nicht. Ich glaube, damit macht man es nicht besser.

Jan
Genau das stimmt. Wobei es natürlich auch durchaus die Situationen gibt, wo ansonsten das Kind schon mal in den Brunnen fällt. Also wenn ich merke, da ist jetzt jemand aufgeregt oder verfällt da in einen solchen Aktionismus und ist gerade eigentlich nicht in der Lage, ist da im Tunnel drin, dann ohne jetzt irgendwie hier Buschi zu werden oder so was. Kann es aber aus meiner Sicht trotzdem sinnvoll sein, noch mal die Scheuklappen so ein bisschen aufzuweichen und zu sagen Pass mal auf, kannst du jetzt so machen. Kann ich auch verstehen, dass du das so machen möchtest, könnte aber dazu führen, dass Überleg doch mal, ob du das mal liegen lässt, ob es morgen und morgen antwortest und das wie möglich. Zumindest die Chance oder die Chance, dass das dann auch in diesem Moment schon mit einschreiten kann. Das ist aber der schwierigste Moment ist Bin ich bei dir?

Björn
Ja, die, die es hat natürlich auch immer ganz stark mit dem Thema und der Situation zu tun. Also wenn es jetzt wirklich ganz kritisch werden könnte, würde ich vielleicht auch sofort einschreiten. Auf der anderen Seite muss man halt auch sagen, dass jeder ja auch das Recht hat, Fehler zu erleben und aus schlechten Entscheidungen zu lernen. Und dann ist der Lerneffekt ja eigentlich viel, viel größer. Aber es ist situationsabhängig. Also wenn es wirklich jetzt dramatisch wird, dann würde ich vielleicht auch direkt einschreiten. Also wenn man jetzt irgendwie einen Mitarbeiter vergraulen würde oder oder fallen ein Jahrtausend Beispiele jetzt ein? Ja. Wir hoffen, dass euch das heute ein bisschen vielleicht auch zum Nachdenken über eure eigene Reaktionsgeschwindigkeit gebracht hat. Ob ihr vielleicht selber mal zum Aktionismus neigt, tun sehr, sehr viele immer auch aus guten Motivationen. Aber manchmal hilft es, kurz innezuhalten und wie du gesagt hast, das Grübeln vor den Willen einzuschalten. Wir hoffen, es hat euch gefallen. Wir hoffen, ihr bleibt uns treu. Unsere Kontaktdaten sind wie immer unten in der Podcast Beschreibung und wir freuen uns über Kommentare oder Themen Wünsche.

Björn
Ich sag bis zur nächsten Woche und das Schlusswort hat der Jan

Jan
Auf Wiederhören.

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